Kopf­schmerzen

«Mit 51 hat für mich ein neues Leben begonnen»

Migräne Erfahrungsbericht: Monique

35 Jahre lang hat Monique heftigste Migräne Attacken und funktioniert nur mit starken Medikamenten. Dank einer neuartigen Therapie geht sie heute unbeschwert und schmerzfrei durchs Leben.

Als die unerträglichen Kopfschmerzattacken bei Monique einsetzen, ist sie gerade einmal 15 Jahre alt. Völlig aus dem Nichts sei sie von den wahnsinnigen Schmerzen überfallen worden. «Ich bin normalerweise «hart im Nehmen», aber die Intensität war so heftig, dass ich geweint habe vor Schmerz», erinnert sie sich.  Der Notarzt wurde gerufen und in der Folge wurden unzählige Untersuchungen gemacht. Alle mit demselben Ergebnis: alles in Ordnung. Für die sportliche junge Frau war ab diesem Moment nichts mehr wie zuvor: ein bis zweimal im Monat wurde sie fortan von heftigsten Migräne Attacken heimgesucht.

 

Kopfschmerzen werden als «Frauenleiden» abgetan

Dass sie keine Diagnose hatte und dass man ihr die Schmerzen nicht ansah, machte es für sie nicht leichter. «Ich fühlte mich oft nicht ernst genommen, meine Kopfschmerzen wurden immer wieder als Frauenkrankheit abgestempelt», sagt Monique. Mit herkömmlichen Schmerzmitteln bekommt sie die Attacken nicht in den Griff, erst später findet Monique durch Zufall ein Migränemittel, das Wirkung zeigt. «35 Jahre hat mich das Medikament begleitet. Ohne Tabletten bin ich nicht mehr aus dem Haus gegangen», erzählt sie. Ständig habe sie in der Angst vor der nächsten Attacke gelebt, die Leichtigkeit des Lebens sei weg gewesen. «Alles was aus meiner gewohnten Routine abgewichen ist, löste eine Schmerzattacke aus – eine längere Joggingrunde, ein Glas Alkohol oder zuviel Arbeit. Ständig hatte ich im Hinterkopf, wie sich meine Handlungen auf die Migräne auswirken könnten.»

 

Täglicher Kampf durch den Alltag mit vier kleinen Kindern

Und doch musste sie irgendwie im Alltag funktionieren: «Ich hatte inzwischen vier Kinder und wollte für sie da sein – aber das ging nur mit Tabletten», so Monique. Sie kämpfte sich durch die Jahre, verpasste keine Schulaufführung, keinen Sportanlass ihrer Kinder und fehlt nie bei der Arbeit: «Man hat es mir nicht angemerkt, wie schlecht es mir oft ging. Ich musste mir viele blöde Sprüche anhören».

«Nehmt eure Beschwerden ernst und sucht euch eine gute Ärztin, die sich mit Schmerzen auskennt. Ich habe viel zu lange damit gewartet und war bei zu vielen Ärzten, die meine Kopfschmerzen nicht ernst genommen haben.»

Monique

«Ich habe mich wie ein Versuchskaninchen gefühlt»

Dann, im vergangenen Jahr, Monique ist inzwischen in den Wechseljahren, wirken die Medikamente plötzlich nicht mehr. Sie hat täglich starke Kopfschmerzen, ist verzweifelt.

«Mir wurde ein Medikament nach dem anderen verabreicht. Ich habe mich wie ein Versuchskaninchen gefühlt und doch half nichts», so Monique.  Die gebürtige Holländerin versucht alles, damit die Schmerzen besser werden. Sie stellt ihre Ernährung um, verzichtet auf Milch und Zucker, macht Homöopathie, Osteopathie, Physiotherapie – alles ohne Erfolg.

 

Endlich bei der richtigen Ärztin

Im März 2021 landet sie endlich im Schmerzzentrum des Unispitals Zürich bei Prof. Dr. Susanne Wegener und fühlt sich zum ersten Mal ernstgenommen und aufgehoben. «Sie wusste genau von was ich sprach und ich spürte endlich wieder Zuversicht». Die Neurologin berichtete Monique von einer neuartigen Therapie mit sogenannten CGRP-Antikörpern. Diese werden einmal monatlich gespritzt, wirken gezielt als Migräne Prophylaxe und sind nebenwirkungsarm. Einziger Wermutstropfen:  die Behandlung ist sehr teuer und die Kostengutsprache wird nur gutgeheissen, wenn andere Schmerzmittel wirkungslos sind. 

Die erste Spritze dann, sei wie der Start in ein neues Leben gewesen. «Ich habe mich wie neu geboren gefühlt, die Schmerzen waren weg und sind nicht mehr wiedergekommen», sagt Monique. Die inzwischen 51-Jährige strotzt nur so vor Energie und Lebensfreude. «Es ist eine ganz neue Lebensqualität und ich habe ein neues Lebensgefühl geschenkt bekommen». Sie könne jetzt auch mal ein Glas Wein trinken, ohne gleich die Folgen zu fürchten, länger Ausgehen oder eine grössere Joggingrunde machen.

Migräne Erfahrungsbericht Monique

Die Unbeschwertheit ist zurück

Vor allem aber sei die Angst weg vor der nächsten Attacke, sie spüre eine Unbeschwertheit und Leichtigkeit, die sie in den vergangenen 35 Jahren so sehr vermisste.  Die Spritze verabreicht sich Monique selbst, alle paar Monate ist sie zur Kontrolle am Unispital. «Ich wünsche mir für die Zukunft, dass alles so bleibt, wie es gerade ist. Ich bin sehr glücklich.»

Und, was rät sie anderen Betroffenen? «Nehmt eure Beschwerden ernst und sucht euch eine gute Ärztin, die sich mit Schmerzen auskennt. Ich habe viel zu lange damit gewartet und war bei zu vielen Ärzten, die meine Kopfschmerzen nicht ernst genommen haben.»

Mehr Infos zur Therapie mit CGRP-Hemmern gibt es hier: 

Migräne Therapie

Journalistin: Anna Birkenmeier
Datum: 13.07.2022