Multiple Sklerose

Die Krankheit mit tausend Gesichtern

Die Symptome einer Multiplen Sklerose (MS) treten ganz unterschiedlich auf. Einige Betroffene leiden an Gang- oder Sehstörungen, andere haben Schmerzen oder starke Müdigkeit. Obwohl die Erkrankung noch nicht geheilt werden kann, können individuelle Therapien den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen.

Angriff des Immunsystems

MS gehört zu den sogenannten Autoimmunerkrankungen. Dabei greift das Immunsystem fälschlicherweise körpereigene Strukturen an. Aus bisher noch nicht bekannten Gründen wird das Immunsystem fehlgeleitet, stuft körpereigene Gewebe als schädlich ein und stösst zudem entzündungsfördernde Botenstoffe aus. Bei MS Betroffenen ist zusätzlich die Funktion der sogenannten Blut-Hirn-Schranke gestört. Dadurch können fehlgesteuerte Zellen ins Gehirn und Rückenmark eindringen und dort Gewebe zerstören.


Beschädigte Nervenfasern

Um einen Befehl an die Muskulatur weiterzuleiten, wird ein Impuls vom zentralen Nervensystem gegeben. Über Nervenfasern wird dieser Impuls weitergeleitet. In einem gesunden Körper ummanteln die sogenannten Myelinhüllen die Nervenfasern, isolieren diese und sind mitverantwortlich dafür, dass der Impuls korrekt durch die Nervenfasern geleitet wird. Bei einer MS greifen die fehlgeleiteten Zellen des Immunsystems diese Hüllen an. Die Informationen kommen deshalb nicht mehr vollständig am Ziel an.

Die Entzündung, welche zur Zerstörung der Myelinschicht führt, kann an unterschiedlichen Stellen im zentralen Nervensystem auftreten. Daher sind die Symptome bei einer MS vielfältig und bei allen Betroffenen unterschiedlich.

Unterschiedliche Symptome

Symptome treten in der Regel schubweise auf. Ein Schub ist das Zeichen für einen neuen oder einen sich ausdehnenden Entzündungsherd im Nervensystem. Betroffene erleben längere Phasen guter Gesundheit und in akuten Schüben treten Symptome auf. Ein Schub kann 24 Stunden oder auch eine Woche andauern. Patienten sind oft Monate- oder sogar jahrelang symptomfrei. Je nachdem welche Nervenfasern betroffen sind, treten andere Symptome und Schmerzen auf. Bei Nervenfasern, welche die Sinnesinformationen tragen, treten Empfindungsstörungen auf (sensorische Symptome). Wenn Nervenfasern betroffen sind, welche Befehle an die Muskeln weiterleiten, kommt es zu Bewegungsstörungen (motorische Symptome).

Zu den häufigsten Symptomen bei MS gehören:

  • Taubheitsgefühl oder Kribbeln in den Beinen oder Armen
  • Starke Müdigkeit und rasche Erschöpfung
  • Schmerzen und Spastik
  • Gang- oder Gleichgewichtsstörungen
  • Sehstörungen
  • Probleme bei der Darmentleerung oder Blasenentleerung

Individuelle Behandlung

Multiple Sklerose ist bis heute trotz intensiver Forschung noch nicht heilbar. Durch die richtige und konsequente Behandlung kann der Verlauf jedoch positiv beeinflusst werden. Grundlage für eine gute Behandlung liefern verschiedene Diagnoseverfahren. Nebst körperlichen und Blutuntersuchungen, wird durch eine Magnetresonanztomografie (MRI) sowie der Untersuchung der Nervenfunktion eine konkrete Diagnose gestellt. Dadurch wird eine individuelle Behandlung ermöglicht.

Dank einer Reihe von Medikamenten und ergänzenden Verfahren können MS Betroffene gezielt therapiert werden. Dabei wird zwischen drei Ansätzen unterschieden:

  • Schubtherapie: Behandlung bei einemakuten Schub
  • Basistherapie: Langfristige Behandlung des Immunsystems
  • Symptomatische Therapie: Behandlung der Symptome

 

Bei der Schubtherapie werden hauptsächlich Kortisonpräparate eingesetzt. Die stark entzündungshemmende Wirkung von Kortison kann einen MS-Schub schnell abklingen lassen. Die Basistherapie zielt darauf ab, den Verlauf der MS zu beeinflussen. Schübe sollen dadurch weniger oft und weniger intensiv auftreten und der Krankheitsverlauf soll generell verlangsamt werden. Hierfür werden Immuntherapeutika eingesetzt. Diese können einerseits Abwehrzellen unterdrücken, damit das Nervensystem nicht weiter angegriffen wird, oder dabei helfen, die beschädigten Myelinscheiden wieder aufzubauen. Bei der symptomatischen Therapie werden Beschwerden mit Medikamenten sowie physio- und ergotherapeutischen Massnahmen gelindert.

Das Ziel der Therapie ist es, die Lebensqualität möglichst lange hochzuhalten. Deswegen wird die Therapie individuell auf die Lebens- und Erkrankungssituation jeder Patientin angepasst.

Journalistin: Sandra Huber
Datum: 13.07.2022